Andreas Laudert
Monolog für die Stabhochspringerin

(1D)

Eine Umkleidekabine. Olga, die Stabhochspringerin, macht ihre Aufwärmübungen wie gewohnt. Dabei ist der Wettkampf schon vorbei, die Latte gerissen. Es ist eine Frage von Minuten, bis sich die Sportreporter Olgas Statement abholen werden. Ein langgezogener Moment der Ungewissheit und Spannung, denn etwas Schreckliches muss passiert sein. Die Reporter suchen bereits den Trainer. „Dann schauen Sie doch mal nach in der Dusche / Ob der noch lebt“, sagt Olga, die sich in ihrer Kabine eingeschlossen hat. „Toll Olga / prima / pass auf / fall nicht hin“ – spricht es aus ihr.

Der "Monolog für die Stabhochspringerin" zeigt eine Frau, die – einmal zu einer Höchstleistung gelangt – zu einer Person öffentlichen Interesses geworden ist. Olga versucht vergeblich, die Erwartungen der Eltern, des Trainers, der Journalisten und Fans zu erfüllen. Sie beginnt sich selbst zu verleugnen, und schließlich verliert sie die Kontrolle über sich.


(UA: Theater Bielefeld 2001)




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